Vier Wachen vernetzt - Projektdetails

Vier Wachen vernetzt: Digitale Edition eines mystischen Traktats des Spätmittelalters

„Vier Wachen vernetzt” ist ein vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) in der Linie Pro*Niedersachsen gefördertes Editionsprojekt. Gegenstand der geplanten Open-Access-Edition ist ein mystischer Kurztraktat aus dem 14. Jahrhundert in deutscher Sprache. Der Traktat ist bisher weder ediert noch in seiner frömmigkeitsgeschichtlichen Bedeutung erschlossen.

Den Kern des Textes bildet die Vorstellung, dass „die Seele” — bzw. je nach Textfassung „der Mensch” oder „die Jungfrau” — vor der Vereinigung mit Gott in einem mystischen Schlaf vier sogenannte Wachen gehalten hat, d.h., sich durch verschiedene Schritte wie die Nachahmung der Werke Christi für diese Vereinigung bereit gemacht hat. Der in mindestens acht Handschriften überlieferte Traktat enthält zahlreiche Anspielungen auf andere mystische Texte, vor allem von Meister Eckhart. Außerdem ist der Traktat in einigen der Handschriften in einen sogenannten Komposittraktat eingebunden, der aus Zitaten zusammengesetzt ist. Die Überlieferung des Textes lässt sich unterschiedlichen Umfeldern (von städtischem Ambiente bis zu bekannten Reformklöstern) zuordnen. Der frömmigkeitsgeschichtliche Kontext wird in Begleitpublikationen aufgearbeitet.

Das Editionsportal wird die Textvarianz in verschiedenen Ansichten erschließen: einer dynamischen synoptischen Präsentation der einzelnen Versionen, kritischen Editionen der drei Fassungen und (für eine Gruppe zusammenhängender Handschriften) einer genetischen Edition. Vorgesehen ist außerdem eine durchgehende Lemmatisierung des Textes sowie eine Verlinkung der Lemmata mit dem Frühneuhochdeutschen Wörterbuch (Niedersächsische Akademie der Wissenschaften zu Göttingen). Die implizite Vernetzung des Traktats mit anderen Texten (durch Paraphrase oder Zitat) wird sich in der Ausgabe nachvollziehen lassen, da die Stellen aus den Bezugstexten aufrufbar gemacht werden. Über die Edition der Vier Wachen hinaus wird das Projekt im Ergebnis eine exemplarische Lösung für die Edition stark intertextuell vernetzter Texte bieten. Freigeschaltet werden soll das Editionsportal am Ende der Projektlaufzeit (Ende 2026).

Leitung / Koordination

Projektleitung in der SUB Göttingen

Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter in der SUB Göttingen

Am Projekt beteiligte Abteilungen bzw. Gruppen in der SUB Göttingen