„Alle Vögel sind schon da“

Die schönsten Vogelbücher der SUB Göttingen

11.6.2006 - 13.8.2006

Historischer Saal der Paulinerkirche

Eine Auswahl der spektakulärsten Vogelbücher der Neuzeit ist ab dem 11. Juni 2006 zu bewundern: Präsentiert werden mehr als 60 großformatige, aufwändig illustrierte vogelkundliche Tafelbände, die den reichen ornithologischen Beständen der SUB Göttingen entstammen. Die gezeigten Werke aus der Hand der berühmtesten Vogelkundler und Künstler des 18. und 19. Jahrhunderts stellen nicht nur bedeutende Arbeiten der aufkommenden Ornithologie dar, sondern können zudem in ihrer zeitlosen Schönheit als einzigartige Zeugnisse eines Höhepunktes des Buchdruckes gelten.

In der Aufklärungszeit wurden die Grundlagen für die moderne Ornithologie gelegt: Auf der Basis eigener Beobachtungen in der Natur, „nach dem Leben“, wurde die Vogelwelt in möglichst enzyklopädischer Sichtung in Wort und Bild beschrieben und systematisiert. Waren diese Darstellungen zunächst in der Regel auf in Europa heimische Arten beschränkt, so hatten die großen Entdeckungsreisen eine explosionsartige Erweiterung des Forschungsgegenstandes zur Folge. Die zunehmende Begeisterung für die Naturforschung und das stürmische Anwachsen der ornithologischen Kenntnisse brachten großartige Prachtwerke über Papageien, Paradiesvögel und andere Tropenbewohner hervor, deren Genauigkeit in Haltung, Farbe und Detailzeichnung noch heute unübertroffen ist. Als kostspielige vielbändige Tafelwerke waren – und sind – sie häufig nur für wohlhabende Sammler und für große Bibliotheken erschwinglich. Dazu zählt die Behandlung der Vögel aus der berühmten „Histoire naturelle“ des Franzosen Georges Louis Le Clerc de Buffon (1707 - 1788), ein künstlerisches Großprojekt, das nach seinem Aufwand und Umfang bis heute eines der größten und wichtigsten ornithologischen Abbildungswerke geblieben ist. Zeitweise waren mehr als 80 Künstler und Helfer mit der Herstellung der Abbildungen beschäftigt. Mit dem Tode Buffons brach das Projekt nach 18 Jahren, in denen mehr als 1.000 Illustrationen entstanden, ab. Einen noch größeren Umfang hat das wissenschaftliche Werk des britischen Ornithologen John Gould (1804 - 1881): Unter seiner Leitung entstand eine Reihe von 40 Foliobänden mit mehr als 3.000 handkolorierten Lithographien. Zum Teil handelt es sich dabei um lebensgroße Darstellungen, die Vögel vor einem Landschaftshintergrund mit Pflanzen, Insekten und anderen Lebewesen zeigen. Dass diese Arbeiten als Gipfelpunkt nicht nur im Bereich der Ornithologie, sondern auch im Bereich der künstlerischen Illustration und des Buchdrucks gelten können, wird nicht zuletzt durch eine computergestützte interaktive Bilderschau belegt: Sie ermöglicht es dem Betrachter, sich in einzelne Bilder hineinzuzoomen und so Details wie glänzende, mit Farbreflexen spielende Federn zu betrachten.

Die Präsentation wird durch Vogelpräparate des Göttinger Zoologischen Museums ergänzt. Sie entstammen der heimischen wie der der überseeischen Fauna und laden zum Vergleich von künstlerischer Präsentation und natürlicher Lebensform ein. Klangkuppeln vermitteln zudem akustische Eindrücke von der in der Ausstellung thematisierten Artenvielfalt.