„Größer noch als Heinrich der Löwe“

König Georg V. von Hannover als Bauherr und Identitätsstifter

Ausstellung anläßlich der 150. Wiederkehr seines
Besuches auf der Burg Plesse am 19. September 1853

3.9.2003 - 5.10.2003

Georg V., Friedrich Alexander Karl Ernst August, der letzte König von Hannover, wurde am 27. Mai 1819 in Berlin geboren. Der seit 1828 in England erzogene Sohn des Herzogs Ernst August von Cumberland und dessen Gemahlin Frederike, verlor bereits als Knabe die Sehkraft des linken Auges. Mit 14 Jahren erblindete er in Folge eines unglücklichen Mißgeschicks auch auf dem anderen Auge. Trotz dieser extremen Behinderung war es ihm im Jahr 1851 möglich, seinem seit 1837 als König von Hannover regierenden Vater auf den Thron zu folgen. Wie dieser verfolgte er dabei eine sehr konservative politische Linie, die ihn in zunehmenden Maße ins Abseits vor allem gegenüber dem immer stärker werdenden preußischen Staat drängte. 1866 stellte er sich im preußisch-österreichischen Erbfolgekrieg auf die Seite Österreichs gegen seinen Cousin, den König Wilhelm von Preußen. Nach der Schlacht von Langensalza war Georg V. gezwungen, ins Exil nach Österreich zu gehen. Er starb am 12.6.1878 an Knochentuberkulose in Paris. Bestattet liegt er im englischen Windsor.

Als König von Hannover führte der seit 1843 durch eine Liebesheirat mit der Prinzessin Marie von Altenburg vermählte Georg, zusammen mit den drei Kindern, ein sehr zurückgezogenes Leben, dem es allerdings auch nicht an einem ganz gehörigen Maße an Selbstdarstellung fehlte. Eine dieser, teilweise nicht „öffentlich“ gemachten, Selbstinszenierungen war sein Umgang mit den Hinterlassenschaften seiner (welfischen) Vorgänger. Das durch die Abdankung jäh beendete Programm seiner „Hannoverschen Identitätsstiftungen“ umfaßte in einem weit gespannten Rahmen den Kult um seine Ahnen, allen voran Heinrich der Löwe.

Mit dem Schwerpunkt auf die auf Initiative des blinden Königs in Südniedersachsen ›conservierten‹ Baudenkmale – beginnend mit der Burg Plesse – folgt die Ausstellung seiner Regierungszeit bis hin zum Exil im österreichischen Gmunden. Dabei werden an diesen Stätten die historischen Verbindungen sichtbar gemacht und biographische Züge als Lebenslinien – auch seines Vaters – erkennbar. Den Höhepunkt und zugleich das Ende birgt dabei das Gemälde ›Wiederentstehen des Deutschen Reiches 1871‹ im Kaiserhaus zu Goslar. Das von Georg 1865 erworbene Gebäude wurde unter König/Kaiser Wilhelm restauriert und von Prof. Hermann Wislicenus zwischen 1879 und 1897 mit einem monumentalen Gemäldezyklus versehen. Im Hauptbild wurde Georg V., obwohl „Feind“, zwei Jahre nach seinem Tod verewigt. Ein bisher unentdecktes Porträt. Die Vorzeichnung auf einem Karton von 6,00 m x 4,50 m ist in der Ausstellung erstmals zu sehen. Die 150. Wiederkehr des Besuchs Georgs V. auf der Plesse am 19. September 1853 bildet den Anlaß für die Ausstellung.