300 Jahre St. Petersburg

Russland und die „Göttingische Seele“

26.10.2003 - 8.2.2004

Historischer Saal der Paulinerkirche

Unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Johannes Rau und dem Präsidenten der Russischen Föderation Wladimir Putin.

Kein Geringerer als Alexander Puschkin, der russische Nationaldichter, hat den Begriff der „Göttingischen Seele“ geprägt. Was verbirgt sich hinter diesem Begriff, der noch fast 170 Jahre nach seinem Tod jedem Russen geläufig ist? Diese Frage beantwortet die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen mit der Ausstellung „300 Jahre St. Petersburg – Russland und die Göttingische Seele“. Aus Anlass der 300. Wiederkehr der Gründung St. Petersburgs lädt sie im Deutsch-russischen Kulturjahr 2003/4 dazu ein, die Geschichte der faszinierenden Metropole an der Newa kennen zu lernen und die vielfältigen und intensiven Ausstrahlungen Göttingens auf das russische Kultur- und Wissenschaftsleben zu erkunden.

Wer weiß heute von dem Wirken bedeutender Göttinger Gelehrter in St. Petersburg und in ganz Russland, von ihrer Beteiligung an den Forschungsexpeditionen im riesigen Russischen Reich? Wer kennt die vielen russischen Studenten, die es gerade an die Göttinger Universität zog, weil sie eben hier die besten Lehrer und unvergleichliche Bildungschancen hatten? Wem sind die einzigartigen Schätze bekannt, die einer ihrer ehemaligen Studenten, Georg Thomas von Asch, aus Dankbarkeit seiner einstigen Alma Mater schenkte und die ihren Ruhm als eines Zentrums der Russlandkunde begründeten?

Vom 26. Oktober 2003 bis zum 8. Februar 2004 sind im Historischen Bibliothekssaal der Paulinerkirche fast 300 Exponate zu sehen, welche diese mannigfaltigen Beziehungen zwischen Göttingen und Russland veranschaulichen: Seltene Drucke, wertvolle Handschriften, prächtige Urkunden, Landkarten, Stadtansichten, Gemälde, Kupferstiche, Fotografien, Tier- und Pflanzenpräparate, ethnografische Gegenstände, Medaillen, wissenschaftliche Instrumente und vieles andere mehr. Sie alle waren in dieser Geschlossenheit bislang nicht zu sehen; viele von ihnen können dank der Unterstützung bedeutender russischer Wissenschaftsinstitutionen erstmalig in Deutschland gezeigt werden.

Rundgang durch die Ausstellung

Geschichte St. Petersburgs

Sie erkunden das Leben des Gründers Peters des Großen und die Entwicklung der jungen Hauptstadt des Russischen Reiches im 18. und frühen 19. Jahrhundert. Sie sehen prächtige Panoramaansichten der Metropole an der Newa und verfolgen die Entstehung herausragender wissenschaftlicher Einrichtungen wie der Akademie der Wissenschaften oder der Kunstkammer und den Bau bedeutender Kulturdenkmäler wie des berühmten Reiterdenkmals für Peter den Großen oder der machtvollen Isaakskathedrale.

Russland und Göttingen im 18. und frühen 19. Jahrhundert

Sie lernen die Zeugen der intensiven Beziehungen zwischen Russland und Göttingen kennen: unter ihnen aufwändig gestaltete Zeichnungen zu den Werken von Peter Simon Pallas, das prächtige russische Adelsdiplom von August Ludwig von Schlözer und ein Gemälde Katharinas der Großen. Sie sehen die bedeutendsten Forschungsmaterialien, die nach Göttingen gelangten: Das früheste Rekonstruktionsbild eines ausgegrabenen Mammuts und der berühmte Pallasit gehören ebenso dazu wie die weltberühmte Karte der ersten Kamtschatkaexpedition und das einzigartige Gewand eines tungusischen Schamanen. Sie machen sich mit dem abenteuerlichen Schicksal des japanischen Kaufmanns Kodayu bekannt und mit denjenigen literarischen Werken, mit denen Göttingen für die russische Literatur so bedeutsam wurde.

Russland und Göttingen im 19. und frühen 20. Jahrhundert

Sie entdecken die Verbindungen herausragender Göttinger und russischer Mathematiker und Chemiker, unter ihnen Carl Friedrich Gauß und Friedrich Wöhler, und erfahren, wie russische Wissenschaftlerinnen in Göttingen zu Pionierinnen des Frauenstudiums wurden. Sie erfahren die Gründe des vorläufigen Versiegens der so reichen Beziehungen und ihr heutiges Wiederaufleben.